Kanada | 2019
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KANADA 2019 – SECHS

12 Jul 2019, Posted by Martin in Kanada | 2019

Die beiden Tage in Victoria sind fast vorbei, morgen Vormittag fahren wir nach Tofino. In Vancouver holten wir zuvor ja noch unseren Mietwagen ab. Alle meine Mietwagen im Urlaub erhielten bisher Namen, so einigte ich mich mit K. auf Davie White. Davie fuhr uns sicher zur Fähre und von da aus zum Appartement in Victoria. Auf der Fähre - Entspannung bei der atmosphärischen Überfahrt - Davie vor dem Haus, in dem wir hier wohnten – das Haus und das Appartement… Heute fuhr mich Davie einmal durch Victoria. Auch im Straßenverkehr zeichnet sich die Entspanntheit der Kanadier ab, alle fahren recht defensiv, keine schnellen Starts mit quiteschenden Reifen an den Kreuzungen, sobald grün wird. Es gibt hier kein rechts vor links und an manchen Kreuzungen stehen an allen Einmündungen Stopschilder, alle müssen halten und derjenige darf zuerst fahren, der als erster da war, es funktioniert einwandfrei. Die entspannte Art bemerkten wir auch gestern an der Supermarktkasse, als sich die Kassiererin Zeit ließ und sich gemütlich nebenbei mit uns unterhielt, nach unseren Urlaubsplänen fragte und einfach nur zauberhaft war, K. erinnerte sie an Chrystal von "Denver Clan", eine gewisse Ähnlichkeit war nicht zu übersehen. Keiner drängelt hier, niemand ist in solchen Situationen ungeduldig, wie gerne würde ich diese Entspanntheit als hochdiesiertes Konzentrat in Fässern mit nach Deutschland nehmen und in alle Trinkwassernetze pumpen, damit die Menschen bei uns mal etwas relaxter sind. Die Lebensmittelpreise in den Supermärkten sind spürbar höher als bei uns. Sobald in Deutschland die Mich- oder Kaffeepreise steigen, kommt es ja fast schon zu Aufständen, hier werden die Milchbauern vor zu billigen Preisen durch staatliche Regulation geschützt, ein Stück Butter kostet 4 - 5 kanad. Dollar. Kanadier geben 30 - 50 % von ihrem Einkommen - das Jahresdurchschnittseinkommen in Kanada betrug 2017 45.750 kand. Dollar ( 31.133 Euro = knapp 2600 Euro/Monat, ich konnte jedoch nicht herausfinden, wieviel % vom Einkommen durch Steuer usw. verschwinden) - für Miete aus. Bevor ich zu einem erneuten Parkspaziergang komme, möchte ich nocheinmal einen Eindruck von der Architektur vermitteln: Hübsche kleine Holzhäuser, neben modernen Neubauten mit viel Glas, neben hässlichen Hochhäusern, in der City auch schöne Altbauten, alles bunt durcheinander, kaum vorstellbar, dass Städetplaner bzw. Behörden hier so stark hinsichtlich Farbe der Häuser, der Dachziegel, der Formen der Häuser usw. regulieren wie in Deutschland. Am Hafen von Victoria flanieren viele Menschen umher, ein Hotspot für Touristen, ein kleiner Wasserflughafen und der Spot für Whalewatchingboote...

KANADA 2019 – FÜNF

10 Jul 2019, Posted by Martin in Kanada | 2019

Direkt vor unserem Hotel beehren uns gelegentlich u.a. Eichhörnchen. Sie sind die Zivilisation gewohnt, werden vermutlich gelegentlich gefüttert, da sie sich sehr dicht und neugierig an uns heranwagen. Am Vormittag des letzten Tages in Vancouver vor unserer heutigen Fahrt nach Vancouver Island genossen wir noch einmal den Stanley Park, ein gemäßigter Regenwald mit ca. einer halben Million Bäume. Es war perfektes Wetter für den Parkspaziergang, warm, nicht zu heiß, trocken, die Sonne, die durch das Blätterdach stellenweise hindurchschien, tauchte den 404,9 Hektar großen Park und die Nebenwege in eine wunderbare Atmosphäre, eine mystische, natürliche Aura umgab uns. Ich lasse die Bilder sprechen… Nach einer Pause im Hotel liefen wir zum wiederholten Mal die Robson Street entlang, wir entdeckten einige nette Bekleidungsgeschäfte, meine Kleidung-Shopping-Stimmung stieg an und nahm ihren Höhepunkt im Kauf mehrerer T-Shirts und etwas Unterwäsche. Am Robson Square trennten sich unsere Wege. Ich lief schließlich die Davie Street herunter. Diese Straße führt durch das Herz der kleinen schwulen Bar- und Ausgeh-Szene in Vancouver. Um 15 Uhr Nachmittags saß ich in einer Bar an einer breiten geöffneten Fensterfront und trank ein Bier. Erneut wurde ich von der offenen und freundlichen Art der Menschen hier eingeholt als ich vor der Tür stand, um an meiner E-Zigarette zu saugen – es ist überall hier erwünscht einige Meter von Türen und Fenstern von Gebäuden entfernt zu stehen, um zu rauchen. Ein großgewachsener, vollbärtiger, recht muskulöser Kanadier verwickelte mich sofort in ein Gespräch mit der Gabe, dass er zu keiner Sekunde bei mir das Gefühl entstehen ließ zu aufdringlich oder neugierig zu sein, er war einfach nur freundlich und ließ mich nicht alleine stehen. Kurze Zeit später saß ich wieder an meinem Fensterplatz, als er mich mit Handzeichen dazu einlud, zu ihm, er stammt aus Calgary, und seinem Freund, der in Victoria auf Vancouver Island aufgewachsen ist, an den Tisch zu kommen, was ich tat. Es entwickelte sich ein sehr angenehmer, offener Gesprächskontakt, es ging um die Reise, um Europa, um Kanada, Vancouver und mündete um den bösen Blick auf den Präsidenten der Staaten, meine Idee, dass derzeit das Verhältnis von den USA zu Kanada ein schlechtes ist, wurde bestätigt. Auf dem Weg zurück ins Hotel fühlte ich mich so richtig in Kanada angekommen, die richtige Verbindung zum Urlaubsort entsteht halt besonders durch den Kontakt zu hier lebenden Menschen und einem Austausch über die jeweiligen Leben.  Und dies erscheint mir hier durch die open-minded-wirkende und entspannte Art der Kanadier erleichtert. Heute führt uns die Reise nach Vancouver Island. Wir werden bald den Mietwagen vom Flughafen holen, mit der Fähre nach Vancouver Island übersetzen und zunächst 2 Nächte in Victoria, wo knapp einhunderttausend Menschen leben, verweilen, bevor es in die Natur geht. Wenn ich demnächst vielleicht etwas weniger bloggen werde, liegt es daran, dass ich in die Zeit in der Natur ausgiebig genießen werde, mir weniger Zeit zum Bloggen nehmen werde oder daran, das die recht geringe Geschwindigkeit der Internetverbindung den Upload von Bildern in guter Qualität erschwert....

KANADA 2019 – VIER

09 Jul 2019, Posted by Martin in Kanada | 2019

Nachdem wir gestern bestimmt 20 km herumgelaufen sind, ließen wir es heute zunächst etwas ruhiger angehen. Granville Island, eine kleine Insel im False Creek südöstlich vom Hotel, war unser Ziel. Heute fiel uns erneut auf, wie freundlich und zuvorkommend viele Kanadier sind – dies würde mir bereits vorher von Kanada-Kennern vorausgesagt: Als ich mich gestern beim Herumlaufen auf einem Stadtplan orientieren wollte, sprach mich ein attraktiver Kanadier an, ob er helfen könne, er zeigte mir die Stelle auf der Karte, an der wir uns gerade befanden. Er hätte durchaus auch anders weiterhelfen können, doch ich war nicht Recht in Stimmung für eine solche Hilfe. Auf dem Rückweg wollte ein sportlicher Fahrradfahrer auf seinem Rennrad partout nicht weiterfahren, bevor wir nicht die Straße überquert hatten. Heute standen wir an einer großen Straße an einer Stelle, an der eigentlich kein Fußgängerüberweg war, da hielt ein PKW und ließ uns die Straße überqueren. Ferner fiel uns beim Herumlaufen erneut auf, welch ein buntes Durcheinander an Architektur hier vorzufinden ist, und zwar nicht in unterschiedlichen Stadtteilen, sondern direkt nebeneinander. Die Fassaden von sehr hohen Gebäuden sind mit viel Glas versehen, oftmals etwas verschachtelt konstruiert, direkt daneben findet man selten richtig alte Gebäude, daneben wieder recht hässliche Waschbetongebäude. Manche Häuserschluchten muten ein wenig wie NYC an, dann findet man sich wenige Straßen um die Ecke in West End in einer eher kleinstädtischen Atmosphäre wieder, hier befinden sich kleine ein- bis zweigeschossige kleine Holzhäuser mit winzigen gepflegte Vorgärten, von denen aus eine Treppe auf die kleine Terrasse vor der Haustür führt. Die ganze Stadt ist sehr gepflegt und sehr grün. Ein Bildernachtrag von unserer Tour von gestern stelle ich voran. Wir liefen gestern u.a. auch am kleinen Wasserflughafen vorbei, alle paar Minuten starten oder landen die kleinen Wasserflugzeuge in der Nähe des Canada Place im Vancouver Harbour… Am Canada Place und später auf dem Weg ins China Town, was wir beide nicht wirklich als sehenswert erlebten...

Kanada 2019 – Drei

08 Jul 2019, Posted by Martin in Kanada | 2019

Der gestrige Flug in der Businessclass der Lufthansa mit der Boing 747war außerordentlich komfortabel: Viel Beinfreiheit, ein Sitz der sich in verschiedenste Positionen einstellen ließ, sehr gutes Essen auf Porzellan serviert, ein gutes Entertainmentprogramm. Ich döste, hörte Musik und sah mir zwei wunderschöne und zugleich traurige Dramen an – „Call Me by Your Name“ (Italien, Frankreich, USA, Brasilien, 2017) und „Beautiful Boy“ (USA, 2018). Nicht zufällig suchte ich zwei Filme aus, die zu meiner derzeitigen Verfassung passten: „Call Me by Your Name“ ist eine wunderschöne Story um eine unmögliche Liebe in einer seltenen, tiefen und ungewöhnlichen Verbindung. In „Beautiful Boy“ geht es um familiäre Verstrickungen, um die Liebe eines Vaters zu seinem süchtigen Sohn, dessen Problem nicht die Sucht ist, sondern das Loch in seinem Herzen, das er mit Drogen zu kompensieren sucht. Es rührte mich sehr an, wie verzweifelt der Vater um seinen Sohn kämpft. Dramen schaue ich gerne, sie berühren mich, doch derzeit nehmen sie mich viel intensiver mit, was Folge meiner aktuellen emotionalen Dünnhäutigkeit ist. Ich döste eine zeitlang, schlief zu Rachmaninow traurig ein, die Sonnenbrille verdeckte meine Tränen, die ich nicht unterdrücken wollte, ich entfernte mich im Flug schnell von meinem Zuhause, fühlte eine intensive Verlorenheit in der Welt, die mich derzeit im Leben gelegentlich aufsucht. Ich nehme diese "Selbstbekenntnis" zum Anlass, etwas zur Normalität und Nicht-Normalität des Einzelnen, zu Selbstoffenbarungen und zur Art und Weise, wie ich blogge, zu schreiben. Dies ist mir auch daher ein Bedürfnis, da ich wenige Tage vor dem Abflug eine kritisch klingende Rückmeldung zu meinem „Seelenstriptease“ bei meinem ersten Post zur Kanadareise erhielt. Viele Menschen lieben in voyeuristischer Neigung den Striptease von Körpern, schauen gerne zu, wie Menschen sich der Kleidung entledigen und lassen sich dadurch anregen - sie haben aber anscheinend ein Problem mit dem Voyeurismus, der sich auf die Innensicht eines Menschen, auf Seelisches bezieht - komisch eigentlich. Ich erwarte von niemandem, dass er in dem Ausmaß offen über den Blick in das Innere spricht oder schreibt wie ich es gelegentlich tue. D.h. für normal im Sinne, dass der Durchschnitt der Menschen so handelt, halte ich es nicht. Ich bin schon durch meinen Beruf trainiert darin, verschiedenste, vielschichte und tiefgehende Betrachtungen des Seelenlebens vorzunehmen, da kann und wird der Blick in das eigene Innere nicht ausbleiben. Gut möglich, dass ich es damit oft übertreibe, auch damit, manches offen auszusprechen. Gedanken und Fantasien über das Eigene, über den Blick auf andere Menschen, Beziehungspartner und das Fremde dann auch offen auszusprechen, ist nicht mein Problem: Ich stehe (meist) zu den Dingen, die ich äußere, die ich manchmal auch impulshaft äußere. Ich bin selten verletzbar, wenn mein Gegenüber damit nicht umgehen kann, und ich bin schon gar nicht erpressbar. Scham erlebe ich nicht intensiv, wenn ich zu vermeintlichen Schwächen stehe oder sie selbst offenlege bzw. wenn ich über vollkommen irrationale Liebesdramen schreibe. Ich begrüße Kontakte zu Menschen, die ähnlich offen sprechen können, gleichwohl mag ich auch oberflächliche Kontakte und Smalltalk. Als ich die Rückmeldung über...

Kanada 2019 – zwei

05 Jul 2019, Posted by Martin in Kanada | 2019

5. Juli 2019 Morgen geht die Reise los. Seit einem Jahr läuft der Praxisbetrieb, seit einem Jahr arbeite ich selbständig. Mit fiel gestern auf, dass ich seitdem nie mehr als 1 Woche Urlaub hatte. Obwohl ich selbständig bin und mir Urlaub nehmen kann, wie ich will, habe ich seit Juni 2018 nie mehr als eine gute Woche frei gehabt. Zum einen musste ich das Gefühl entwickeln, dass die Selbständigkeit läuft, ich habe unzählige Patientenbehandlungen durchgeführt, meine "Kunden" kommen von alleine. Die Praxis läuft. Zum anderen bin ich seit Anfang 2018 Single, inzwischen ein Jahr und sieben Monate, eine für mich sehr ungewöhnlich lange Zeit ohne Gefährten im Leben. Ich frage mich manchmal, wie lange ich das aushalte, ich bin für das Leben mit einem Mann an meiner Seite gemacht, ich bezweifel, dass ich mich jemals gut für viele Jahre als Single einrichten werde. So bin ich es auch nicht gewohnt, länger als eine Woche ohne Gefährten weiter weg in den Urlaub zu fahren. Ich war seit Praxisgründung eine Woche in Barcelona, ich war verlängerte Wochenenden in Köln und Berlin, ich hatte eine Fortbildungswoche in Lindau - das war es. Wenn ich auf die Jahre seit 2003 blicke, ist das ungewöhnlich. Es gab viele Auszeiten - 2 x Costa Rica, 3 x Malaysia, Venezuela, Spanien, Gran Canaria, Furerte Ventura, diverse Male Barcelona, diverse Male Portugal. Nach einem Jahr ohne längeren Urlaub als eine Woche bin ich urlaubsreif. Ich bin urlaubsreif. Die Auswirkungen unzähliger Trennungen - nach langjähriger Partnerschaft, vom guten Team in der Psychiatrie, vom kleineren Team in der Psychotherapiepraxis und seit 2018 Trennungen von zwei Affären und 2019 unzählige Trennungen von F. - sind weiterhin spürbar. Ich spüre weiterhin die Auswirkungen der letzten, unglaublich intensiven, schönen und auch sehr traurigen Zeit mit F. Ich habe weiterhin den Eindruck, dass mich die unmögliche und mögliche Liebe zu F. mit dem Vorlauf der Trennungen seit 2018 in die emotionalste und tiefste Krise meines bisherigen Lebens geführt hat. Ich glaube schon, dass ich auf dem Weg aus dieser Krise bin, gleichwohl erfasst mich immer wieder kurzzeitig eine heftige Welle dunkelster Gefühle und Gedanken. Heftige Gefühle der Angst, der Trauer, der Wut und der Verlassenheit mit lichten Momenten der Ausgeglichenheit und der Zuversicht, die in kurzer Zeit aufeinander folgen, sind körperlich wahnsinnig anstrengend, hätten mich fast in den Wahnsinn getrieben - ich bin urlaubsreif. Ich werde mit einem meiner besten Freunde K. für gut zwei Wochen nach Kanada fliegen. Ich habe die Ehre, von ihm zum Businessclass-Flug mit Lufthansa eingeladen zu werden. Wenn ich nicht im Lotto gewinne, werde ich sicherlich nie wieder Businessclass fliegen, auf den Flug freue ich mich sehr, ich fliege generell gerne. Denn Flieger bringen mich zu Auszeiten, sorgen dafür, Abstand zum normalen Wahnsinn des Alltags zu finden, führen mich zu schönen Plätzen auf dieser Welt. Ich blicke mit gemischten Gefühlen auf die anstehende Auszeit: Ich freue mich darauf, mit K. eine gute Zeit zu verbringen. Wir haben die Spots in Kanada festgelegt...

Kanada 2019 – eins

05 Mai 2019, Posted by Martin in Kanada | 2019

Wer den Schatten erträgt, kann die Sonne und das Licht intensiver genießen.   Die Gedanken in diesem ersten Post zur Kanada-Reise sind F. gewidmet, auch allen Freunden, die vielleicht mal ähnlich fühlten, insbesondere auch den  Menschen, die in den letzten Monaten ab und zu haltgebend an meiner Seite waren.   Anfang Mai 2019, es sind noch 2 Monate bis zum Abflug nach Vancover / Kanada. Ich blicke auf sehr bewegte Monate zurück. Der Vorlauf dieser z.T. heftigen Bewegungen reicht ins Jahr 2017 zurück. Am 31.12.2017 bohrte ein Ereignis Löcher in den Staudamm meiner seelischen Stabilität einschließlich des normalen Abwehrsystems - die Trennung nach knapp 8 Jahren Partnerschaft von M.  Zuerst nicht als real und nah wahrgenommen, vermutlich geschockt und voller Angst vor dem Dammbruch, wurde das Ereignis geleugnet. Ungefähr 9 Monate wurde gegen den möglichen Dammbruch gearbeitet, agiert, gehandelt bzw. wurde dazu beigetragen, die Gefahr des Dammbruches weiter zu leugnen. Es gab genug andere Dinge zu tun, als sich damit zu beschäftigen. Die heftigeren Stromschnellen fingen Oktober 2018 an: Erstmalig wieder der Wunsch nach partnerschaftlicher Bindung sehr heftig wahrgenommen, erst kam M., danach kam A., andere schauten kurz vorbei. Ab dem 22.2.19 brach der Damm dann endgültig. F. drang in mein Leben, meine Seele und sehr tief in mein Herz ein, obwohl mir von Anfang an klar war, dass dies eine verhängnisvolle Affäre wird, was sich bewahrheitete: Wenige Wochen funktionierte es wunderbar, die Verbindung im Moment, im Hier und Jetzt und nicht im Morgen und Übermorgen zu leben, tiefe Nähe und  Geborgenheit, heftige Körperlichkeit, stellenweise leidenschaftlich geführt. Das Herz wollte mehr, fing an, sich in heftigen Attacken zu melden, litt unter den Trennungen nach intensivster Nähe. Tiefe, kaum aushaltbare Verlassenheitsgefühle aller schmerzhaften, je erfahrenen Trennungen wurden reaktiviert, sie führten zur Begegnung mit meinem Schatten, den ich so sehr viele Jahre in dieser Form nicht mehr erlebte. Solche Schatten sind normal, werden allerdings im normalen Betrieb des Alltags vom Bewusstsein fern gehalten, spätestens mit dem Bewusstsein unserer Endlichkeit ahnen wir den Schatten, wehren ihn aus Angst ab. Diese Zeit ist auch extrem lehrreich, wenn ich auf mich selbst schaue und Seiten meiner Persönlichkeit (Fähigkeit zu Aggressionen und respektlosen Grenzüberschreitungen), die starke Schamgefühle auslösten,  und meiner Zerrissenheit (Wunsch nach Halt in intensivster Beziehung versus Schutz vor Verletzungen durch Distanzierung aus der Beziehung) emotional spürbar werden. Die Ausläufer des Dammbruchs werden noch etwas andauern. Die Erfahrungen der letzten Monate werden Spuren hinterlassen, werden mich definitiv verändern. Im Moment des Dammbruchs ist noch nicht vorstellbar, dass das vom vergifteten Wasser, das der Staudamm in Schach hielt, überschwemmte Land jemals wieder bewohnbar wird - zu vernichtend waren die Gefühle im Moment des Bruches. Doch inzwischen ahne ich, dass auf den überfluteten Feldern mal wieder Blumen wachsen werden - es braucht Geduld und Abstand, den ich vielleicht auch in Kanada finde. Wer den Schatten erträgt, kann die Sonne und das Licht intensiver genießen. Das Licht und die Sonne,  die F. immer wieder in mein Herz bringt, sind so strahlend, so wunderschön, so warm und so heftig, dass ich den Schatten ertrage, der in den...