Quinta Frühjahr | 2023 – Vier
Eine gute Woche nach Rückkehr schließe ich den Blog zu meinem 15. Aufenthalt auf der Quinta Panoramica ab. Dies kommt gelegentlich vor. Es gibt dann während der Zeit meiner Auszeiten wichtigeres zu tun, als zu bloggen. Meine erste Arbeitswoche nach Rückkehr lief recht "störungsfrei", die ersten beiden Tage der zweiten Arbeitswoche eher verhalten - dann habe ich Mühen mich empathisch in die Probleme meiner Patient:innen einzufühlen, merke parallel zum Zuhören Genervtsein über den Kram, den ich höre. Ich frage mich dann, was das Problem ist und warum sich Menschen ihr eigenes Leben so schwer machen. Wiederholungszwang nennt die Psychoanalyse das. So kann man es intellektuell verpacken, als mögliche Perspektive auf den wiederholten Wahnsinn in der Erlebens- und Lebensführung von Menschen. Meine beiden Leben in Hannover und auf der Quinta fühlen sich immer wieder wie getrennte Welten an, zwischen denen ich mehrfach im Jahr hin und her wechsele. Ich bin zwar der gleiche Mensch - in unterschiedlichen Umgebungen. Doch im Selbst- und Welterleben fühlt sich das nicht wie ein Mensch an. so als wäre ich 2. Wie kann man sich dem annähern, um verständlich zu machen, warum das so ist? Auf der Quinta gibt es keine Verpflichtung, keine Notwendigkeit, eine berufliche Rolle auszufüllen - ich bin im Urlaubsmodus, ich kann das Geld, was ich in der einen Welt verdient habe, in der anderen ausgeben. Doch es ist mehr. Es sind sehr unterschiedliche Umgebungen, die Einfluss auf mich und meinen Zustand nehmen: Anderes, für mich besseres Wetter/Klima - ich bin ein Wärme- und Sonnenkind, weniger gehetzte, unzufriedene Mitmenschen, mehr Lebewesen, die mir Liebe geben, mehr Ruhe, weniger Zivilisationslärm, weniger Zeittaktung durch Notwendigkeiten, mehr Taktung durch Tageslicht: Auf der Quinta bin ich freier und intensiver bei mir selbst und bei anderen, weniger gezwungen durch notwendige Arbeiten, freier fließend. Die Auswirkungen all dessen sind immer wieder ähnlich - es sind basalere Dinge für mich wichtiger, meine Prioritäten, was bedeutsam ist, verändern sich. Der Wunsch und die Fähigkeit, im Moment zu leben und weniger an gestern und morgen zu denken, sind ausgeprägter. Ich bekomme dadurch immer wieder einen großen Abstand zum Alltagswahnsinn und dem Wahnsinn der Mitmenschen in der Geldverdien-Welt, ich erlebe deutlich mehr Lebenszufriedenheit auf der Quinta. Das mag sehr polarisiert und 2-geteilt wirken, was es gefühlt auch ist. Doch mit wiederholten Erfahrungen dieses Kontrastes (15 x) scheine ich den guten Zustand, den die Quinta, die Menschen und Tiere dort in mir produzieren, zumindest ein Stück weit mit nach Deutschland zu nehmen, was sich auf unterschiedlichen Ebenen bei mir auswirkt: Meine überdauernde Einstellung, was für mich im Leben wichtig ist, verändert sich bzw. ich realisiere im Geldverdien-Modus der einen Welt situativ viel schneller, was ein Störgefühl meines körperlich-seelischen Gleichgewichtes produziert. Meine Fähigkeit situativ und innerlich, in Gedanken und Gefühlen Abstand von mir und der Welt zu nehmen, verbessert sich überdauernd. In Störungssituationen scheine ich so schneller wieder zur inneren Ruhe kommen zu können. Es gibt keinen statischen Zustand von Gleichgewicht oder Ausgeglichenheit. Was viele Menschen mit dem goldenen Mittelweg assoziieren und ersehnen - quasi...