Portugal 2020 | Drei
Es ist Sonntag Abend. Diese Auszeit ist recht kurz, die Zeit fließt dahin. Spätestens am Abend, wenn es dunkel ist, merke ich , was die Atmosphäre hier auch ausmacht: Ruhe und kaum etwas zu sehen. Abends ist kaum etwas zu hören, allenfalls Geräusche der Natur sind zu hören, Wind, Vögel, Insekten oder selten mal ein Motorrad oder PKW, das in weiter Entfernung vorbei fährt. Seltener als im Sommer hört man in der Entfernung einen Hund bellen, der ein Grundstück bewacht. Auch seltener als im Sommer stürmen abends Lotte, Charly, Freddy, Luna und Gismo bellend los, weil sie irgend ein Geräusch wahrnahmen, das sie alarmierte. Ansonsten ist Ruhe, Stille, wenige Geräusche der Zivilisation. Es ist dunkel, wenig Straßenbeleuchtung entfernt oder Licht, das von einzelnen Häusern zu sehen ist. Der Blick Richtung Himmel bietet oft unglaublich viele Sterne. Ich vermisse kein Netflix, keine Musik und keine sonstigen Medien am Abend - mein Laptop und mein Smartphone verbinden mich zur Welt, aber weniger als sonst üblich. Ich war ja unter anderem spontan her geflogen, um mit Kathi über die genaue Zeit meiner längeren Auszeit im Sommer zu sprechen. Wir hatten uns recht schnell verständigt, dass Anfang September eine günstige Zeit wäre. Die genaue Zeit werden wir noch festlegen. Tag 4 Miri reiste ab, sie verbringt viel Zeit hier, lebt in ihrem Camper, der auf dem Gelände steht. Sie fliegt für kurze Zeit nach Hamburg, muss dort einiges koordinieren, um dann wieder vermutlich für längere Zeit herzukommen. Mir sind inzwischen neben Olaf, Kathi und den Tieren einige Menschen, so Miri, recht vertraut - ich fühle mich hier wie in einer großen Familie. Hier ist ein anderes Leben, viel weniger Dinge sind bedeutsam: Morgens werde ich vom Licht geweckt, die frühe Sonne und milde Temperaturen laden ein, den ersten Cafe vor dem Appartement zu mir zu nehmen, die Zeit fließt mit wenig tun dahin. Ab und zu fahren wir an einen Strand, haben Surfbretter, Neoprenanzüge dabei und gehen ins Wasser. Blue Velvet fährt mich ab und zu durch die Gegend, an irgendeinen Strand, an dem ich spazieren gehe. Nach Rückkehr, Dusche und Nichtstun treffen wir uns oft auf der Terrasse vor Olafs Wohnung, essen zusammen und gelegentlich endet der Abend mit einer Rommée-Runde, Bier und Schnaps. Ich frage mich in einer solchen Auszeit immer wieder, warum außerhalb der Auszeit viel mehr Dinge, Erledigungen und anderes bedeutsam sind. Das Leben in der Auszeit hier erscheint so angenehm reduziert. Ich komme zur Ruhe. Am Samstag waren Kathi, Julchen und ich - dieses Mal ohne Miri - wieder am Strand, ich zog zum zweiten Mal meinen eigenen Neo an und genoss die Zeit im Wasser. Mir reicht es dann schon, einfach auf dem Board zu sitzen und das Drumherum aufzusaugen, den Blick auf den Horizont zu richten und wenig zu denken. Es ist mein Medium, Sonne, Wasser, Sand, Felsen im Hintergrund, der weite Blick auf den Horizont. Nach der Strandtour fuhr ich nach Lagos, suchte eine kleine Ausstellung auf und entdeckte auf dem Dach der Ausstellung interessante Objekte...