Portugal 2022 – FÜNF
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Portugal 2022 – FÜNF

07 Jun 2022, Posted by Martin in Portugal | 2022

Den letzten Post zum Blog meiner 11. Auszeit auf der Quinta schreibe ich erst jetzt – 5 Tage nach Rückkehr – aus der Quarantäne in meiner Wohnung. Jetzt hat Covid mich auch erwischt. Ich halte es für wahrscheinlich, dass ich mich in der Halle des Airports in Faro beim Checkin am Abflugtag mit BA.5 infiziert habe. In der Halle wie auch in Supermärkten trugen nur noch sehr wenige Menschen eine Maske. Wir sind halt auch Rudelwesen, ich hab mich animieren lassen, die Maske in geschlossenen Räumen nicht mehr durchgängig zu tragen. In Nachhinein ist man oft klüger, klug war die Maske unter dem Kinn nicht. Am Freitag fühlte ich mich Abends recht müde. Am Samstag lief ich länger in der City beim CSD herum, hatte Wadenschmerzen und war ab dem Abend total platt. Bis dahin schob ich es noch auf die auch körperlich anstrengende Auszeit. Als ich dann in der Nacht schweißgebadet mehrfach wach wurde, ich wegen der Wadenschmerzen kaum schlafen konnte, folgte am Morgen der positive Schnelltest. Noch am gleich Tag konnte ich einen PCR-Test machen, der das Ergebnis bestätigte. Seitdem bis ich körperlich wenig belastbar, fühle mich oft schlapp, habe inzwischen Halsschmerzen, einen benebelten Kopf und eine verstopfte Nase – Symptome, die zu BA.5 passen. Jetzt bin ich erst mal zuhause, habe allen Patient:innen für diese Woche abgesagt. Jetzt finde ich auch die Zeit, diesen letzten Post zu schreiben. Ich denke wie immer mit sehr warmen Gefühlen an die Zeit – ein anderes Leben – zurück.

Olaf, Chrissi, Meik und ich waren zum Grillen bei Birgit eingeladen. Sirius und Lea waren auch dabei. Das wunderbare Event begann mit einem Bad im Whirlpool auf Birgits Terrasse – Olaf und ich saßen im Wasser, tranken Bier und sangen Lieder, vermutlich zum Leidwesen der anderen.

Die – wie ich auch – mehr tier- als menschenliebe Chrissie entdeckte noch mehr auch ihre Hundeliebe, war sehr viel mit Thyson und Bruno, den Hunden von Birgit beschäftigt. An anderen Tagen beobachtete ich, wie schnell sich Pferde Chrissie näherten – ihre sanfte Art auf die Tiere zuzugehen, beruhigte schnell alle möglichen Tiere.

Chrissie und ich liefen in der Nähe von Birgits Haus etwas herum und besuchten Schweine und Pferde.

Keine Frage, auch nachdem Chrissie zu uns kam, waren wir ab und zu am Strand. An einem Strand lagen zwei süsse jüngere Typen in der Nähe, mein gaydar hat sofort realisiert, dass sie homo waren. Wir mutmaßten, in welchem Verhältnis sie zueinander standen und wo sie herkamen. Kurze Zeit später waren sie im Wasser, ich war mit Bodyboard in der Nähe. Sie turtelten im Wasser herum, umarmten sich auch mal und sprachen miteinander. Für mich war klar: Eine Urlaubsliebelei. Die anderen haben sich ein Spaß aus meiner Erkundung im Wasser gemacht und summten die Titelmelody vom „Weißen Hai“, als ich wieder bei ihnen war. Ich ein weißer Hai, der um die Beute herumschwimmt, um sie dann reißen zu können? Hm, ich weiß ja nicht. Na ok, ein wenig stimmte das schon. Weitere Strandbilder folgen später.

Wie die Tage zuvor machte ich noch diverse Pferdewasserfahrten. Es macht unglaublich viel Spaß, den alten Pickup zu fahren, am öffentlichen Brunnen in der Sonne herumzulungern, während der Tank langsam vollläuft und die Pferde zu besuchen.

Auf der Quinta haben die Tiere die heimliche Regierung. Die Menschen sind nur Beiwerk. Für Sirius war das eine wunderbare Zeit – zweieinhalb Wochen ohne Leine, frei herumlaufen. In Hannover ist er der verwöhnte Prinz, Einzelhund bei getrennten Hundeeltern. Auf der Quinta musste er damit zurecht kommen, dass es auch andere Hunde gab, die viel Aufmerksamkeit bekamen. Das tat er. Ein paar Raufereien mit Babsi, eine Verwarnung von Gizmo, der die anderen Hunde beschützt und Sirius fand seinen Platz. Die Nähe zu Mutter Lotte und Schwester Charlie war am intensivsten. Die drei lagen öfter mal in der Nähe beieinander auf der Terrasse, Lotte und Charlie durften jederzeit ins Appartement. Mit dem großen Gizmo freundete sich Sirius auch an. Mit Babsi hat er sich arrangiert. Und an der läufigen Lea schnüffelte er manchmal herum. Gelegentlich zog sich Sirius ins Appartement zurück, wenn wir abends miteinander auf der Terrasse saßen, aßen und tranken. Sirius schlief häufig nachts bei Chrissie – in ihrem Bett war dann doch mehr Platz und zudem mag Sirius die Tierflüsterin Chrissie.

Als ich um das Gebäude lief, fand ich einen Tatort vor: Katze liefert toten Vogel am offenen Schlafzimmerfenster von Olaf ab, Hund guckt unschuldig „Ich hab nix damit zu tun“, im Hintergrund sägte Olaf gerade die Schlafzimmermöbel an, er machte ein Mittagsschläfchen.

Wir besuchten das Studio Bongard in Monchique (https://www.studiobongard.com/). Ich mag die Skulpturen von Sylvain, habe ja bereits eine größere in Hannover. Nah einiger Zeit kamen wir wieder ins Gespräch, wir gingen durch den Skulpturengarten, er nannte mir manche Preise, erzählte etwas zu seinen Objekten. Als Ergänzung zu meiner Skulptur von ihm erwarb ich eine weitere. Sie wird in den nächsten Wochen mit einer Spedition zu mir geschafft.

Noch einmal folgen Strandbilder. Unser letzter Strandtrip führte zum Praia do Castelejo.

Es ist immer wieder ein wunderbares Erlebnis auf einer kleinen Straße zur Quinta zurück zu kehren. Inzwischen kenne ich viele Strecken recht gut. Eine meiner Lieblingsstellen auf dem Rückweg ist eine langgezogene Senke, kurze Zeit später die Einfahrt nach Barao.

Am Abreisetag fuhr ich Chrissie sehr früh nach Lagos. Dort wollte sie den Zug nach Faro nehmen. Streik. Es war unklar, ob ein Lokführer für einen der im Bahnhof stehenden Züge gefunden würde, so fuhr Chrissie mit 2 anderen Frauen mit einem Uber nach Faro. Meik und ich hatten genug Zeit zum Packen. Ich hasse packen – das drohende, eindeutig herannahende Ende der Auszeit, das vorübergehende Ende meines anderen Lebens. Inzwischen bin ich immer recht traurig, wenn ich Kathi und Olaf zum Abschied noch einmal in den Arm nehme. Ich möchte nicht weg. Wir fuhren ausreichend früh los, verbrachten noch eine knappe Stunde am Strand von Faro, ließen Sirius noch einmal herumlaufen und tranken im leichten Nieselregen noch einen Kaffee. Ich hatte beim Checkin wie bereits beim Hinflug wegen Sirius-in-Kiste-abgeben einen sehr nervösen Magen, leichte Übelkeit, was ich wieder mit Lorazepam milderte. Der Rückflug war ok, um 23:30 landeten wir mit dem Taxi wieder zuhause.

Die Temperaturen in Hannover sind aktuell recht milde, ab und zu zeigt sich die Sonne. Wieder mehr wunderbare Erinnerungen, die sich in meinem Herzen fest verankern, bleiben. Vielen Dank, liebe Birgit, für Deine liebevolle, auch manchmal rabiate und direkte Art, in der Du uns empfangen hast. Vielen Dank, lieber Meik, dass diese tolle Auszeit miteinander so möglich war. Und unendlich vielen Dank, Olaf und Kathi, dafür, wie herzlich Ihr uns aufgenommen habt. Ihr, die Tiere und die Quinta sind definitiv meine Wahlfamilie und ein Stück „zuhause“. Hab Euch lieb.

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