PORTUGAL WINTER 2021 | Vier
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PORTUGAL WINTER 2021 | Vier

20 Dez 2021, Posted by Martin in Portugal | 2021

Montag Morgen. Ich fragte Olaf gestern Abend, was wir wann gemacht haben, ich bekam es zeitlich nicht mehr auf die Reihe. Dies ist meiner diskreten Zeitgitterstörung und der Tatsache geschuldet, dass diese Auszeit durch andere Tätigkeiten als normale Zeiten in der Heimat charakterisiert ist, ich im Alltag auf der Quinta voll integriert bin und dass die Zeit hier anders fließt.

Wir waren bei Birgit und haben zu viert an einem Vordach ihres Hauses gearbeitet, ich war in der Nähe von Faro in einem großen Outlet- und einem Shoppingcenter, ich bin zweimal Trecker gefahren, einmal habe ich Pferdemist weggefahren, gestern habe ich eine bergige Pferdewiese, auf der zur Zeit keine Pferde sind, gepflügt, ich war bei Ceramica Paraiso, einem Keramikgeschäft, und ich war vorgestern Nacht alleine auf der Quinta, nachdem Olaf ausgeflogen war. Der Reihe nach oder auch nicht der Reihe nach.

Adidasshopping

Bisher habe ich mein Smartphone nicht zerstört, so dass ich nicht nach Portimao fahren musste, um im Aqua-Shoppingcenter ein neues zu kaufen, das passierte mir beim vorletzten Aufenthalt hier. Gelegentliche „Stadtausflüge“ gab es sonst in Lagos oder Portimao. Seltener als sonst fährt mich Flecha in der Gegend herum, es gab schon Tage, an denen er ohne Dienste auf der Quinta stand. Doch an einem Tag – ich weiß spontan nicht, an welchem Tag es war – fuhr er mich Richtung Faro, direkt an der Autobahn befindet sich ein riesengroßes Shoppingcenter, das MAR Shopping Algarve (https://www.marshopping.com/en/algarve/), das sogar ein Ikea beherbergt, und das Designer Outlet Algarve (https://www.designeroutletalgarve.com/de/). Shopping ist eigentlich nicht eine regelmäßige Tätigkeit, der ich nachhänge, schon gar nicht Outlet-Center besuche ich. Flecha steuerte zuerst das Designer Outlet an, ich ging zu einem Schild mit dem Überblick des Centers, das Schicksal nahm seinen Lauf – es gibt eine Adidas Store – ich lief direkt dorthin. Es wurde ein so ausgiebiger Einkauf, dass ich gestern bereits bei Ryanair schaute, was ein weiteres Gepäckstück kostet, das ich aufgebe. Vermutlich werde ich es zu meinem 20 kg-Koffer und den beiden Handgepäckstücken hinzubuchen.

Ich verließ den Ort des Geschehens mit 2 großen Tüten und einem Rucksack (3 Paar Schuhe, 1 Trainingshose, 1 Longsleeve, 2 T-Shirts, 1 warme Jacke), musste mich schon mäßigen.

Ich schlenderte danach noch durch das große MAR Shopping, kaufte Socken, aß eine Kleinigkeit und besorgte noch Geschenke für Marco, der am 25.12. aus Hamburg zusammen mit seiner Frau und Kathi eintrifft und der am 26.12. seinen 50. Geburtstag hier feiert.

Ein Morgen auf der Quinta

Meist bin ich zwischen 23 und 0 Uhr im Bett. Inzwischen schläft Lotte bei mir, sie schleicht schon früher ins Gästezimmer und macht sich auf dem Bett breit. Wenn ich dann in Bett gehe, schaue ich welche Decke und welche Ecke des Bettes für mich noch bleibt, da Lotte sich gerne mitten auf meine Decke legt. Zwischen 6:30 und 8 Uhr werde ich üblicherweise wach, ab 7:30 Uhr werfe ich den Kaffee-Automaten an, da er recht laut ist und ich Olaf, dessen Schlafzimmertür nur angelehnt ist, nicht wecken möchte. Zunächst begrüße ich die Hunde und Katzen, um danach einmal um das Haus zu gehen und auf der Terrasse zu sitzen.

Oft rufen dann die Hake und Schaufel nach mir, um auf dem Gelände um das Haus herum Hundekot und herumfliegende Äste und Laub zu beseitigen. Inzwischen sind dann auch Lotte und Charlie wach und legen sich in die Sonne.

Hängematte? Nein, da spricht einiges dagegen. Es ist dann doch oft ein wenig zu kühl oder windig oder aber Olaf durchkreuzt solche Pläne. Nach 30 Minuten startet er mit einer kleinen Tour Pferdefüttern, er erwähnt beiläufig, was am Tag noch zu erledigen ist. Nach kurzer Absprache und Einweisung übernehme ich kleinere Projekte. Vor einem guten Jahr fuhr ich einmal kurz auf dem kleinen Trecker, schnell war ich eingewiesen, die erste Ladung Pferdemist fuhren wir gemeinsam weg, danach machte ich alleine weiter.

Gizmo und Lotte liefen mit, nutzen die Gelegenheit für eine kleine Hunderunde. Gizmo ist ein beeindruckender Hund, eine Recherche ergab, dass ein Großteil anatolischer Hirtenhund in ihm steckt. Seine Nase ist so groß wir die gesamte Schnauze von Lea. Er passt zwar auf, hat ein angsteinflößendes Bellen, doch eigentlich ist er eine große Kuschelnutte, fordert regelmäßig Streicheleinheiten ein.

Vordach-Arbeiten bei Birgit

Vermutlich Donnerstag fuhren Olaf, Andre, Lea und ich zur 15 Minuten entfernt lebenden Birgit, einer guten Freundin von Olaf. Hm, mehr als eine gute Freundin, sie ist eine herzensgute Frau, die beiden turteln zwischendurch immer wieder liebevoll herum. Sie lebt mit ihren beiden Hunden in ihrem Haus auf einer Anhöhe, hatte kein festes Vordach auf ihrer Terrasse und wurde regelmäßig nass, wenn es regnete und sie über die Terrasse von einem in das andere Zimmer lief. Das Material war da. Andre, ein Portugiese, der aus Porto stammt, ist mit seiner argentinischen Partnerin und ihrem Hund seit kurzem langfristiger Mieter im Appartement in Barão de São João, das Olaf und Kathi gehört. Sie arbeiten beide in der Gastronomie. Olaf testet gerade, welche Arbeiten am Gelände gelegentlich von Andre übernommen werden können, vor wenigen Tagen schnitt er an Palmen die trockenen Blätter weg. Er ist handwerklich sehr geschickt, so dass er eine große Hilfe bei der Vordach-Arbeit war. Er und Olaf stiegen auf die Leitern, ich schnitt mit Birgit die Dachplatten zu, reichte Olaf das Werkzeug. Die Arbeit endete unter dem Dach bei einem leckeren Abendessen.

Ceramica Paraiso

Das große Keramikgeschäft ist 20 Fahrminuten Richtung Sagres entfernt. Bei jedem Aufenthalt suche ich es auf und kaufe den ein oder anderen Teller, auch Tassen oder Schüsseln landen im Gepäck. Die Menge der Einkäufe werden durch ihr Gewicht begrenzt, Übergepäck ist beim Fliegen schon recht teuer. Jedes Mal, wenn ich die Keramik zuhause nutze, freue ich mich und bin kurz in Portugal.

Pflügen oder „Bauer sucht Mann“

Gestern stieg ich erneut auf den Trecker. Olaf und ich bauten die Ladefläche hinten am Trecker ab, mithilfe Olaf das Futter auf dem großen Gelände der Quinta zu den Pferden transportiert. Wir installierten den kleinen Pflug und machten uns am Gelände an der Auffahrt zu schaffen. Derzeit stehen dort nicht mehr Spock und Fanny, die beiden reitbaren Pferde von Olaf und Kathi. Der Boden war trocken und hart, ich konnte mir zunächst nicht vorstellen, wie der kleine Spielzeug-Trecker das schaffen sollte – er schaffte es. Zunächst hatte ich etwas Respekt vor den Hügeln, über die ich fahren sollte. Olaf war in der Nähe und animierte mich in strengem Ton und wilden Handzeichen da und dort langzufahren, Gas zu geben. Meine größte Sorge war, dass der Trecker bei zu starker Seitenneigung umfallen würde. Schnell gewöhnte ich mich an den Trecker, nur wenige Male soff er ab. Olaf lief auf der Koppel herum und verstreute Grassamen auf den erstmalig gepflügten Boden, ich fuhr noch einmal drüber und pflügte den Samen unter. Zwischendurch saßen wir herum, tranken ein Bier und sprachen den ein oder anderen Unsinn – „Bauer sucht Mann“ kam mir in den Sinn.

Heute morgen betrachtete ich das gepflügte Areal, ich nahm beim Herumlaufen ein wenig Muskelkater wahr. Vom Trecker fahren Muskelkater? Diverse Male stieg ich vom Trecker herunter und wieder rauf, diverse größere Steine entfernte ich händisch vom Feld und warf sie auf einen Haufen. Das Wetter spielt mit, wenig Regen fiel in der Nacht, gut für den Samen. Olaf prognostizierte, dass vermutlich spätestens Januar Rasen zu sehen ist.

Gestern Abend genossen wir den verdienten Feierabend, wir aßen lecker, schauten das Finale von „Voice of Germany“, mein Favorit Sebastian Krenz gewann. Die Wohnung war belebt, Lotte, Charly, Gizmo, Lea und diverse Katzen genossen das große Rudel. Lotte machte es sich vor dem Kamin gemütlich, Lea zeitweise auf meinem Schoß. Ich bin mehr Hunde- als Katzenmensch. Das ist den Katzen beim derzeitigen Aufenthalt auf der Quinta egal – deutlich mehr als sonst macht es sich die ein oder andere Katze auf meinem Schoß bequem. Vor wenigen Nächten als ich alleine auf der Quinta war, ließ ich die Tür zum Gästezimmer offen, die Quittung folgte: Mehrfach stieg Frida mitten in der Nacht auf mir herum und schnurrte so laut, dass ich davon wach wurde, während Lotte neben mir weiterschlief.

Es ist inzwischen 11:30 Uhr. Olaf kam vorbei, wir unterhielten uns über Hunde, Katzen, Pferde und Menschen. An den kommenden Tagen liegt einiges an: Wir werden das Appartement in Barão de São Miguel putzen – ein weiteres Appartement, das Olaf und Kathi gehören, es kommen bald Gäste. Wir werden Plätzchen backen, Nahrungsmittel für Weihnachten einkaufen, vorkochen und bestimmt kommen noch weitere Projekte hinzu. Olaf ist inzwischen gefahren. Gleich werde ich den Post absenden, die Schweine füttern, etwas frühstücken, mit den Hunden sprechen und dann? Ich habe frei, Flecha wird mich an der Algarve herumfahren.

Mehr als die Hälfte meiner Auszeit ist vergangen. Ich fühle mich unglaublich wohl in dieser Welt hier. In Abhängigkeit von der pandemischen Lage plant Olaf, mit Birgit ab frühestens Februar weiter entfernt Urlaub zu machen, auch Olaf braucht mal eine Auszeit. Kathi wird dann hier sein und mit Stan die Quinta versorgen. Ich werde alles möglich machen, um dann wieder hier zu sein und den beiden zu helfen. In der Auszeit die nächste Auszeit im Visier – das gefällt mir. Ich hoffe sehr, dass es klappt, dass dann auch Chris, eine gute Freundin aus Berlin, hier herkommt und mit mir Auszeit machen wird.

Die Schweine. Dolly ist Ausbrecherkönigin. Einige Male als sie Hunger hatte oder es ihr in ihrem Areal zu langweilig wurde, brach sie aus. Das Gatter war jeweils zu. Es gelang ihr vermutlich, mit ihrer Schnauze 3 Meter schweren Metallzaun anzuheben, um darunter durchzukrabbeln. Das gelingt ihr seit wenigen Tagen nicht mehr. Ich habe den Zaun weiter befestigt, ihn mit Spanngurten und Drähten u.a. an einem Baum arretiert. Gleich werde ich den beiden Säuen Futter bringen.

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