Quinta 2016 sieben
06 Sep 2016, Posted by Portugal | 2016 in#bettnassschwitzen#
Sonntag zogen wir aus dem Appartement aus, nachdem ich am späten Vormittag aus Faro zurückkam. Wir fühlen uns inzwischen während unseres 4. Aufenthaltes hier auf der Quinta sehr heimisch, in die Familie integriert und so duldete ich von Olaf keine Widerworte, als ich sagte, dass ich das Appartement noch für die am gleichen Tag ankommenden neuen Gäste reinigen würde. Es war auch nur der Versuch eines Protestes von Olaf. Eigentlich ist Olaf Rentner, gleichwohl hat er im Team mit seinen Kindern den ganzen Tag zu tun – Appartements vorbereiten, Tiere verpflegen, jede Menge Hausmeistertätigkeiten, sich um das große Areal der Quinta kümmern usw. Dass er irgendwo sitzt und nichts tut, ist ein sehr seltener Anblick.
Die Temperaturen steigen derzeit hier, die Tage sind wolkenfrei, sonnenreich, heiß, die Abende angenehm warm, auch manchmal zum Schlafen zu warm – doch das mag ich ja. In anderen Jahren muss man im September hier abends eine lange Hose und eine Jacke tragen – derzeit nicht. Die Abende sind immer wieder wunderbar. Wir sitzen in unterschiedlichen Konstellationen zusammen, spielen Rommee, trinken Bier oder unterhalten uns und genießen dabei die Stille der Abende mit seltenen Geräuschen der Zivilisation und mehr Geräuschen der Natur beim Blick auf das Dunkel, das von entfernten Menschenlichtern oder dem Sternenhimmel durchzogen wird. Immer wieder kommt es zu Gesprächen mit Gästen aus diversen Ländern Europas, die Quinta ist so einzigartig, dass die Menschen, die diesen Ort über Airbnb buchen, irgendwie zusammenpassen und kommunikativ sind. Zum wiederholten Mal treffen wir hier auf Mirja, einer Freundin von Kati: Sie hat seit einiger Zeit ihren Camper hier auf dem Gelände stehen, ist eigentlich in Hamburg beruflich selbständig, verbringt allerdings soviel Zeit wie möglich in Portugal – am Mittwoch kommt ihr Freund, der in Deutschland beruflich noch auf Achse war, hierher. Wir haben auch mit Mirja viel Spaß, eine supernette Frau…
Es ist wundersam auf der Quinta: Die erwähnte Tatsache der Fügung der Menschen, sei es dass sie hier leben, dass sie oft und lange hier sind oder nur kurzzeitige Gäste sind, macht die Zeit hier auch so angenehm. Es ist möglich schweigend nebeneinander hier zu sein, es ist möglich Smalltalk zu haben, es ist möglich, gute intensive Gespräche über Gott und die Welt zu führen – die Menschen passen hier zusammen, bei keinem ist auch nur ein Fünkchen an Unentspanntheit oder Negativismus zu spüren…
Am Sonntag wollten wir ein paar Klamotten auf den Berg zum Camper transportieren. Olaf setzte mich kurzerhand auf einen kleinen Trecker, erklärte mit die Hebel und Schalter und wies mich an, jetzt selbst mit dem Trecker den Berg hoch zu fahren, um die Sachen hoch zu bringen – ein Vergnügen, mit dem knatternden kleinen Gefährt zu fahren.
Nachdem wir den Abend auf der Terrasse verbrachten, liefen wir mit Taschenlampen bewaffnet, den Berg hoch – der Weg ist stockdunkel und Strom gibt es im Camper keinen, nur Gas und Wasser – um von der Hitze und den Ereignissen des Tages ermüdet, zu schlafen. Wir lagen Mitternacht bei geöffneter Tür und Fenstern im Camper, ein laues Lüftchen wehte über das Bett. Die erste Stunde war nicht an Schlaf zu denken, alle 5 Hunde begleiteten uns nach oben und bewachten uns, fingen immer wieder an im Chor zu bellen, unklar, warum… Wildschweine soll es auf dem Berg geben. Die Hunde folgten uns auch, weil Sonntag Nacht Olaf, Kati und Sebastian ausgeflogen waren, das Haus der Quinta verwaist war. Mitten in der Nacht wollte sich Sirius zu uns legen. Wir mussten ihn rauswerfen, da er unerträglich stank, vermutlich hat er sich in den Hinterlassenschaften von Wildschweinen gesuhlt. Ab und zu wurde ich wach, als Charly vor dem Bett sitzend mich mit seiner Pfote anstupfste. Im Halbschlaf war ich mir nicht sicher, ob es Charly war oder ein anderer fremder Hund, der mich gleich zerfleischen würde. Ich schlief wieder ein…
Am Morgen weckte uns der Sonnenaufgang, alle Hunde waren oben geblieben, Lotte und Charly hatten es sich auf Fahrer- und Beifahrersitz des Campers bequemt gemacht. Sirius schlief vermutlich draußen, Freddy und Luna auf dem Bett vor dem Camper.
Weil Sirius immer noch recht deftig roch, erhielt er erst Mal eine Dusche, als wir wieder unten ankamen…
Erst jetzt sahen wir, dass Sirius ein Auge nicht mehr öffnete. So besuchten wir am Nachmittag zum zweiten Mal die Tierarztpraxis, da das Auge zunehmend dicker wurde. Da Sirius es kaum zuließ, dass die Ärztin in das Auge schaute, wurde er sediert. Es stellte sich heraus, dass vermutlich beim Herumtollen mit Charly im Gebüsch ein getrockneter Grashalm ins Auge geraten war. Es konnte gut entfernt werden, das Auge war unverletzt, wir erhielten eine Salbe, die er jetzt 3x/Tag ins Auge bekommt. Heute sieht das Auge schon besser aus, allerdings hat er jetzt auf dem Körper verteilt unter der Haut mehrere Gnubbel. Insektenstiche sind es wahrscheinlich nicht, denn er kratzt nicht daran, vielleicht eine Nebenwirkung der Sedierung? Wir werden es beobachten und zur Not – alle guten Dinge sind drei – zum dritten mal die Tierarztpraxis beehren 🙂
Die zweite Nacht im Camper war schweißtreibend – kein Lüftchen, die Temperaturen hoch, Nachts weckte mich Sirius – er war in der 2. Nacht mit Freddy alleine bei uns – mit lautem Gebell. Als ich kurz aufstand, um das vermeintliche Wildschwein gemeinsam mit Sirius zu vertreiben, bemerkte ich dass nassgeschwitzte Bett. Egal, wieder in die Suppe legen und weiterpennen…
Es ist Mittag auf der Quinta, viele Menschen sind ausgeflogen. Olaf fuhr gestern Abend ca. 70 km mit seinem Motorrad Richtung Norden: Dort wird er bis Ende der Woche in einem Pferdecamp sein: Täglich reiten, Theorie und die Seelenkunde von Pferden studieren. Wir werden bald an den Strand fahren und Tag Tag sein lassen, Zeit Zeit sein lassen. Hitze unter dem Sonnenschirm, gelegentlich in Wasser, kalte Getränke, tausend Blicke auf das Meer und vielleicht chillige Musik auf den Ohren – paradies is calling…
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