Quinta 2022 Winterende – ZWEI
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Quinta 2022 Winterende – ZWEI

08 Mrz 2022, Posted by Martin in Quinta | 2022

Meine Auszeit endet bald. Es ist der Morgen des Abreisetages, ich sitze auf der Terrasse der Quinta, die Sonne ist aufgegangen und streichelt bereits meine Seele. Bald werde ich wie jeden Morgen, an dem ich ab 7 Uhr auf der Terrasse sitze, die Stimme von Olaf, der dann auch aufgestanden ist, im Hintergrund hören.

Olaf und ich werden den Vormittag noch dazu nutzen, um einige Arbeiten am Mobile Home auf dem Berg zu tätigen. Vermutlich werde ich u.a. aus Palletten eine Treppe und Sitzgelegenheit bauen.

In dieser Auszeit hatte ich einen kleinen Wagen, eine kleine rote Flitzekugel – völlig ausreichend und voll cool: Das Verdeck ließ sich bis ganz nach hinten fahren, so dass ich beim fahren „Cabrio-Feeling“ hatte. Tagsüber ist es so warm, dass Fahrten mit halb geöffnetem Verdeck gut möglich waren.

Ich war während dieser Auszeit wenig unterwegs, habe viel Zeit hier verbracht, da ich mit Olaf zu einigen Arbeiten verabredet war. Als ich wegfahren wollte und ich die Wagentür wenige Minuten offen stehen ließ, sprang Lotte in den Wagen – sie wollte mit. Lea und Lotte fahren öfter mal mit, wenn hier jemand die Quinta verlässt.

Während ich hier in Portugal bin, betreibt Putin seinen perversen Angriff auf die Ukraine. Ich habe nicht nur Abstand von meinem Leben in Deutschland, auch ein wenig mehr von den Geschehnissen. Ich lese morgens und Abends online Nachrichten, gleichwohl habe ich den Eindruck, dass mich das Ukraine-Thema hier etwas weniger einnimmt. Ab und zu gibt es ein Gespräch über das Thema, doch es ist weiter weg.

Weniger Fahrten zu Stränden, nach Portimão oder sonst wo hin. Einmal war Kathi mit Julchen aus Hamburg, die wenige Tage nach meiner Ankunft abreiste, und mir im Wasser, zweimal gab es Strandspaziergänge.

Zwei Mal erlebte ich mit, wie Olaf mit Pferdetrainerinnen und einigen Pferden trainierte, durfte die Interaktionen mit Pferden beobachten. Es geht nicht um den Umgang und Training mit jungen Pferden. Es geht um Pferde, die in der Vergangenheit sehr negative Erfahrungen sammeln mussten (#algarvehorsealarm). Nach kurzer Zeit und nach einem Gespräch mit einer Trainerin kam ich schnell zu dem Schluss, dass sich die Arbeit mit solchen Pferden, mit auffälligen Hunden oder aber mit unzureichend sozialisierten Menschen in grundlegenden Zügen, basiert auf 2 Säulen, ähnelt: 1. Das Verständnis der Natur und der körperlichen und seelischen Funktionsweisen der Kreaturen, mit denen gearbeitet wird und 2. die Beziehung zu dem Lebewesen. Im Verlauf des Olaf- und Pferdetrainings beeindruckte und bestätigte mich die Aussage der Trainerin, dass bei unbekannten Pferden als allererstes Respekt herzustellen ist – der Mensch respektiert die Natur des Pferdes und die eigenen Möglichkeiten und das Pferd muss dazu gebracht werden, den Menschen in seiner Einflussnahme zu respektieren (nicht anderes beim Hundetraining oder in der Psychotherapie). Erst wenn ein Mindestmaß an wechselseitigen Respekt da ist, kann gegen negative Vorerfahrungen angearbeitet werden. Klingt banal, ist aber alles andere als banal, wenn man bedenkt, wie viele „Trainer“ meinen, nur mit der richtigen Technik das Ziel erreichen zu können und dabei eine respektvollen Beziehung aus dem Blick verlieren.

Olaf hatte in seinem Leben in Deutschland – 2012 kam er an die Algarve und ließ sich mit seinen Kindern Kathi und Sebastian hier nieder – nichts mit Pferden zu tun. Ganz viel eignete er sich selbst an – unglaublich, wenn man mitbekommt, wie Olaf mit diesen großen Tieren, die Ehrfurcht einflössen, umgeht und auch reitet. Man lernt nie aus und daher erweitert Olaf seine Kenntnisse über den Umgang mit Pferden mithilfe erfahrener Trainerinnen. Meist folgen alle Hunde zum Trainingsplatz, der sich 1-2 km vom Haupthaus entfernt auf dem Gelände befindet, an einem Tag kam sogar die Sau Dolly vorbei. Dolly sucht ab und zu, wenn sie Auslauf hat oder aus ihrem Gelände ausgebrochen ist, die Nähe von Menschen. Als sie genug herumgelaufen war, legte sie sich an die Seite des Pferdeplatzes in ein kleines Wäldchen und schaute von da zu.

Die Pferde – einige befinden sich direkt auf der großen Quinta in eingezäunten Bereichen, viele stehen fernab der Quinta auf Koppeln, die für Algarvehorsealarm zur Verfügung gestellt werden – sind wunderschöne Tiere. Ich kann gut nachvollziehen, warum Pferdenarren Pferdenarren sind: Domestizierte Pferde bleiben große Tiere mit ihrem eigenen Willen, ihrem individuellen Charakter, kraftvoll, stolz, edel. Wenn es meine Zeit in Zukunft hier auf der Quinta zulassen wird, wäre ich schon neugierig, mehr mit Pferden zu machen: Zunächst müsste ich lernen Pferde zu führen – hierfür gibt es genug Gelegenheiten, immer wieder müssen Pferde von einem Platz zu einem anderen geführt werden. Wenn ich mich darin sicher fühlen würde, würde ich mich vermutlich auch trauen, auf ein Pferd zu steigen und ein paar Runden zu reiten. Ich habe wirklich großen Respekt vor diesen edlen Tieren, allerdings keine ausgeprägte Angst.

Die letzten beiden Pferde stehen auf einer Koppel, gut 15 Fahrminuten von der Quinta entfernt. An einem Tag musste wir dorthin fahren, da ein Pferd aus dem Areal ausgebrochen war und in der gegen herumlief. Es wurde eingefangen, der Zaun wurde inspiziert und die Stelle entdeckt, an der es vermutlich durch Büsche auf einen Weg gelangte.

Ich werde nun meine Arbeit am Blog zu dieser Auszeit unterbrechen. Olaf ist wach, läuft hier herum. Wir werden bald zum Arbeiten am Mobile Home gehen. Vermutlich werde ich heute nicht mehr dazu kommen, Bilder zum Mobile Home und andere zu posten. Es werden noch Bilder von einem Tages-Ausflug von Olaf, Kathi und mir zu einem Surfwettbewerb in Peniche folgen. Nach der Arbeit werden wir Mittags noch eine Kleinigkeit essen, ich packe meine paar Sachen zusammen und plane um 14 Uhr loszufahren.

Ich bin wieder voller Dank, dass ich hier sein darf, noch einen halben Tag. Mein Leben ist zweigeteilt zwischen Deutschland, Arbeit und der Normalität dort und dem Leben hier, das unglaublich erfüllend ist.

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