Quinta Herbst | 2022 – Eins
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Quinta Herbst | 2022 – Eins

30 Sep 2022, Posted by Martin in Portugal 12 | 2022

Am vergangenen Sonntag brachte Tuifly mich von HAJ nach FAO. Ich bekam in den letzten Wochen zwar nichts mehr über Chaos am Flughafen in Hannover mit, gleichwohl war ich 3 Stunden vor Abflug am Flughafen. Der Tui-Checkin fertigte drei Maschinen an 4 Schaltern ab, die Schlange war recht lang. Am Ende der Schlange fast ein Terminal weiter angekommen hatte ich die Idee, das nächste Mal nur noch mit Handgepäck zu fliegen und u.a. etwas Kleidung auf der Quinta zu lassen. Am Folgetag besprach ich es mit Olaf – kein Problem, ich bekomme ein Abteil im Kleiderschrank. Am gleich Tag kaufte ich blaue Adidas-Sneaker, die auf der Quinta bleiben werden. Auch an der Security gab es eine längere Schlange – es ging dann doch an beiden Schlangen zügiger voran als gedacht.

Nach Ankunft und längerem Warten auf meinen Koffer – er kam als einer der letzten an – holte ich meinen Mietwagen Hugo Azul, einen kleinen Opel. Es passierte das erste Mal, dass ich etwas unaufmerksam ergänzend zu meiner bei Billiger Mietwagen gebuchten Vollkasko mit Rückerstattung eine weitere Vollkasko abschloss. Die Frau, die mir den Wagen übergab – es war bereits dunkel – sagte nur, dass wir den Wagen nicht überprüfen müssen, da ich ja eine Vollkasko habe. Erst später realisierte ich meinen Fehler. Als ich per Email die Schadenliste erhielt staunte ich: Viele Lackschäden waren eingetragen, Hugo war schon mehr als 60.000 km unterwegs gewesen – viel für einen Mietwagen. Am Folgetag machte ich noch Fotos von Lackschäden, die ich nicht in der Übersicht fand.

Ich schlafe in meiner 12. Auszeit auf der Quinta im Gästezimmer von Olaf. Ab und zu kommt die ein oder andere Katze zum Schlafen in das etwas kühlere, schattige Zimmer durch das gekippte Fenster.

Jeden Dienstag holen Fischer morgens um 8 Uhr an der Maia Praia ein großes Netz vom Strand aus ein. Jeder, der möchte, kann dabei helfen und bekommt als Lohn ein paar Fische. Zum Abschluss wird das kleine Fischerboot an den Strand gezogen. Als das Netz an Land war, zappelten die Fische luftschnappend noch einige Minuten herum. Selbst das Leiden dieser Tiere hat mich berührt, etwas melancholisch setzte ich mich etwas weiter weg in den Sand und schaute dem Treiben zu oder schaute aufs Wasser. Immer weniger Fleisch essend – Fisch esse ich eh kaum – halte ich es für möglich Vegetarier zu werden.

Am Tag drauf sammelten wir beim Nachbarn die Früchte des Maulbeerbaums unter einem großen Baum ein, Pferde bekommen sie zum Fressen. Man kann auch Mehl zum Backen daraus machen.

Nachdem ich bereits am Morgen an der Maia Praia war, wollte ich darauf das Meer an einem meiner Lieblingsstrände zum Sonnen oder Baden, weniger zum Surfen Praia do Canavial besuchen – der Strand war weg. Das Wasser stand hoch, es gab fast nur noch die Felsen im Hintergrund. Ich lief ein wenig oben auf den Felsen herum. Das Wetter passte, tagsüber sind derzeit um 25 Grand, Nachts „kühlt“ es auf 15 Grad runter.

Einen halben Tag halfen wir Melli, einer Frau von Algarvehorsealarm, wir setzten ein kleines Stück eines Stromzaunes um eine Koppel, bauten eine Pferdetränke um und retteten Mäuse. Als wir die Palette, auf der die Tränke stand, hoch hoben, liefen einige Mäuse, die unter der Paletten ihr Nest hatten, aufgeregt weg. Die beiden kleineren Hunde der Frau jagten Mäuse, fingen auch welche und fraßen ein wenig davon. Eine retteten wir und setzten sie woanders aus. Eine handvoll Mäusebabies setzten wir ins Stroh. Ich machte mir Gedanken, ob sie es überleben. Sie sahen eher danach aus, dass sie noch gesäugt werden, ich fragte mich, ob die Mäusemutter ihrer Kinder wiederfindet, ob die Kinder Geräusche machen, die wir nicht hören können, aber die Mutter. Wir überließen sie ihrem Schicksal.

Ich besuchte noch kurz die Schweine, die in der Nähe leben.

Wie oft in letzter Zeit bin ich vormittags für die Terrasse, den Steingaren und die Auffahrt zuständig: Fegen, Hundekot wegmachen, Kübelpflanzen gießen. Ich liebe es, nach dem Kaffee und Zigarette diese Arbeiten zu verrichten.

Vor dem Urlaub habe ich in Deutschland ein kleines Projekt vorangetrieben. Ich habe mir einen Überblick über meine Finanzen verschafft. Wie sehen Einnahmen / Ausgaben / Überschuss seit Beginn der Selbständigkeit aus, was habe ich für private Ausgaben, wie sieht der aktuelle Stand meiner Altersvorsorge aus usw. Es war mir wichtig, vor meiner Auszeit einen kleinen Überblick zu haben, damit ich besser einschätzen kann, wieviel Geld ich z.B. für ein kleines Stück Land oder ein Baugrundstück heute hätte, wieviel ich zukünftig ungefähr ausgeben kann. Seit einiger Zeit spreche ich mit Olaf, Kathi, Stan und anderen hier über so etwas, auch die Idee eines größeren Wohnprojektes wurde bereits andiskutiert. Über eine portugiesische Internetseite (https://www.idealista.pt/) verfolge ich seit geraumer Zeit die Preise. Im letzten Jahr sind die Preise für Land schon gestiegen, kein Vergleich mit deutschen Preisen. Allerdings wird auch viel Land angeboten, das nur landwirtschaftlich genutzt werden darf, das nicht erschlossen ist und auf dem es keine Baugenehmigung geben wird. Allenfalls ein Camper kann man darauf stellen, den man ab und zu bewegt, ganzjährig darf man offiziell auch nicht in einem Camper auf so einem Stück Land wohnen. Es wird gemacht, es wird auch ohne Baugenehmigung etwas Kleines gebaut. Die Behörden verfolgen es zunehmend, doch sie kommen nicht hinterher, zumal es hier jede Menge Häuser ohne Baugenehmigung gibt.

Recht früh nach Ankunft erfuhr ich, dass aktuell der Preis für ein Grundstück, das man von der Terrasse der Quinta sehen kann, gesunken ist. Es hat 11.920 qm, besteht hälftig aus einer ebenen Fläche mit einigen Bäumen. Die andere Hälfte besteht aus einem Teil der Bergauf geht und einem Teil eines Waldes. Kurz vor dem Wald gibt es ein ca. 15×40 Meter großes Plateau, von dem man auf das Gelände schauen kann. Es soll möglich sein, ein Brunnen zu bohren, Strom sei in der Nähe. Ich fuhr hin, lief auf dem Gelände herum und träumte davon, dass das Land mir gehört. In den kommenden Tagen werde ich nochmal hinfahren und mir den Wald anschauen. Ich sprach mit Olaf und Kathi darüber. Das aktuelle Kaufpreis ist mir zu hoch, 10.000 Euro weniger und ich würde mich ernsthaft interessieren, mal abwarten, der Preis wurde vor kurzem um 12.000 gesenkt. Vielleicht werde ich in der nächsten Woche mal mit der Besitzerin telefonieren. Ich bin gespannt, ob es bereits Interessenten gibt. Wenn nicht, habe ich ein Problem, ich halte mich für so verrückt es zu tun. Den Angaben in der Anzeige und auch den Aussagen der Besitzerin darf nicht getraut werden. Das weitere Procedere wäre, dass man einen geeigneten Anwalt findet, der einen Einblick in das Grundbuch bei der Behörde nimmt, um herauszufinden, was genau man auf dem Land darf und was nicht. Keine Frage, dass ich bereits mit Olaf, darüber sprach, dass ich mein Stück Land zunächst für Algarvehorsealarm zur Verfügung stelle. Als Olaf von Pacht sprach, hatte ich die Idee, dass ich die Pacht sofort als Spende für Algarvehorsealarm monatlich zurück buche. Es ist derzeit noch offen, ob mein Finanzamt für die Steuer 2021 eine Spendenbescheinigung für einen höheren Betrag, den ich spendete, anerkennt. Ich will das unbedingt durchsetzen. Schließlich werde ich dann monatlich spenden! Wenn man Pferde auf so einem Stück Land halten will, stellt man einen Antrag bei einer Behörde. Die schauen sich das Gelände an und sagen aus, wieviel Pferde dort maximal sein dürfen. Das wird i.d.R. genehmigt und dauert einige Wochen. Weil da Pferde stehen und weil ich nicht möchte, dass Wildschweine auf meinem Land und in meinem Wald wüten, baue ich natürlich einen hohen Zaun um das Gelände. Der Nachbar hat seine deutlich größere Fläche eingezäunt, weil er ständig Wildscheine da hatte – 1 Meter eines solchen Zaunes aus Holzpfählen und sehr starkem Maschendraht kosteten vor wenigen Jahren 10 Euro. In meiner Fantasie habe ich bereits eine Solaranlage installiert, um mich mit Strom zu versorgen. Birgit, eine Freundin von Olaf, sagte mir, ich solle barfuss über das Gelände laufen, dann würde ich spüren, ob es mein Gelände ist.

3 Bilder von dem Gelände: 1. der Blick auf die Ansteige, 2. der Blick vom Plateau in Richtung Quinta Panoramica (in der Mitte oben) und 3. ein Draufsicht mit den Punkten mein Gelände, Quinta Panoramica und Barao.

In einem Appartement ist ein niederländisches Pärchen, ich lernte sie mit Meik 2015 oder 2016 hier bereits kennen. Sie waren auch mit am Strand zum Netz hereinholen dabei und wir grillten vorgestern mit ihnen. Heute sind im anderen Appartement auch 2 Niederländer eingezogen.

Ich muss – wie immer – nach kurzer Zeit überlegen, welcher Wochentag ist. Jetzt ist Donnerstag, 23:30 Uhr, alle sind im Bett, ich sitze auf der Terrasse und poste. Vor mir der Blick auf die schwarze Nacht, einige Straßenlaternen in der Entfernung und kaum Geräusche, das Lauteste ist das Gezirpe irgendwelcher Insekten. Gute Nacht – boa nuite.

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