Quinta Herbst | 2022 – Zwei
09 Okt 2022, Posted by Portugal 12 | 2022 inDie Zeit fließt, viel Zeit ist schon zerflossen. Keine ganze Woche wird meine Zeit hier noch fließen. Etwas anders als sonst ist mein Drang, mit Kathi, Stan und anderen mit Surfbrettern ins Wasser zu gehen, geringer. Einmal waren wir surfen. Zwei junge Frauen – Bekannte von Stan, 17 und 18 Jahre alt – sind aktuell hier, waren schon hier. Sie haben die Schule hinter sich, verbringen noch einige Zeit im Ausland bevor es beruflich weitergeht. Beide sind pferdeliebend und helfen hier Olaf bei den Pferden. Ein Highlight für die beiden sind nach Pferdeplätze aufräumen und Pferdepflegen Ausritte. Beide surfen auch. Ich werden zunächst etwas schreiben, bevor ich Bilder sprechen lasse.
Meinen letzten Post ergänzend: Ich habe die Verkäuferin des Geländes in der Nähe nicht kontaktet. Ich sprach mit Olaf, war noch einmal auf dem Areal unterwegs – nein – es ist zu teuer dafür, es nur für landwirtschaftliche Zwecke nutzen zu können. Bei 20.000 Euro hätte ich es mir überlegt, um das Areal Algarvehorsealarm zur Verfügung zu stellen. Bei dem ein oder anderen Immobilienangebot sinken aktuell die Preise etwas. Ich werde die Preise auch für kleine Appartements in der Umgebung verfolgen. Ein kleines Appartement bis zu 20 km entfernt von der Quinta Panoramica ist ein anderer, aber auch reizvoller Ansatz. Ich könnte es gelegentlich nutzen, zu anderen Zeiten könnte es an Urlauber vermietet werden. Natur, Tiere und liebe Menschen habe ich hier genug, solange es die Quinta Panoramica geben wird. Abwarten.
In der Zeit vom letzten Post bis heute gab es Auf-der-Terrasse-sitzen, mit Tieren kuscheln und einige Aktionen: Olaf und ich reparierten bei Birgit das Vordach, wir bauten einen Regenschutz beim Paddock: Auf dem Gelände der Quinta 10 Gehminuten entfernt ist ein eingezäunter Auslauf für Pferde, in dem trainiert werden kann, einige Sachen werden hier auch aufbewahrt, die vor (seltenem) Regen geschützt werden müssen. An einem anderen Tag renovierte Kathi ihre Casa in Barao des Sao Joao – es waren bisher Dauermieter dort. Nachdem sie auszogen, mussten die Wände gemalt und einiges renoviert werden, außerdem wurde die Casa möbliert, da sie von nun an nicht mehr für Dauermieter, sondern für Urlauber herhalten soll. Ich half Kathi beim Wändemalen und beim Aufbau eines Sofas, das ikeagerecht in Einzelteilen in einigen Kisten wartete. Olaf und ich kümmerten uns um das Mobile Home auf dem Berg des Geländes: Der Wasserablauf musste gerichtet werden. Später bereitete ich das Mobile Home für die beiden Frauen vor, bezog die Betten, räumte abgewaschenes Geschirr weg, wischte etwas Staub weg und schaute auf dem Areal um das Mobile Home herum nach dem Rechten. Mehrmals war ich mit Olaf u.a. in Baumärkten unterwegs, wir holten irgendwelches Material. Oftmals lässt Olaf mich dann seinen Pickup fahren, er scheint es zu genießen, sich fahren zu lassen und ab und zu darüber zu meckern, wie ich fahre – und ich genieße es. Wir beide mögen es, uns liebevoll zu necken. An einem anderen Tag waren Olaf, Kathi, Stan und ich in Odiáxere: Es gab dort das jährlich stattfindende Seifenkistenrennen. Weiterhin gab und gibt es meine Standardaufgaben: Das Gelände um die Quinta herum sauber halten, Kübelpflanzen gießen, die Küche aufräumen – Olaf gehört zu den Menschen, die vieles stehen und liegen lassen, nachdem sie sich etwas zum Essen gemacht haben – das möchte dann weggeräumt werden. Eher seltener als sonst habe ich Zeit ohne Menschen und Tiere – dann besteige ich Hugo Azul, der fährt mich dann nach Lagos oder Portimao, meist endet es an einem Strand. Noch seltener traf ich bis dahin mir unbekannte Menschen, die ich vorher virtuell sah. Nathan, mein sexy Kanadier, der in Bordeaux lebt und eine Woche mit Freunden in Lagos war, dazu später…vielleicht. Jetzt sitzt er gerade im Flieger nach Hause. Zuletzt schrieb er, dass er sich freuen würde, wenn ich ihn in Bordeuaux mal besuchen käme. Abwarten und Teetrinken – vermutlich steht erst mal Weihnachten auf der Quinta auf dem Plan.
Vordach-Reparatur
Beim vorletzten Aufenthalt hier versahen wir die Balken auf der Terrasse von Birgit mit einem Dach. Inzwischen gab es die ein oder andere Stelle, durch die Wasser auf die Terrasse tropfte – dies reparierten wir. Danach gab es Grillen und Chillen.
Noch sah Birgit unversehrt aus. Tage später weniger: Olaf, Melli und Birgit machten mit 2 Kutschen eine Ausfahrt. Olaf bat noch darum, den kürzeren Weg zu nehmen, damit sie vor Anbruch der Dunkelheit zurück sind. Doch Melli nahm den längeren Weg. Es endete damit, dass die Kutsche, auf der Birgit und Melli saßen, bei Dunkelheit mit einem Rad in ein Loch fuhr und die ganze Kutsche mit davor gespanntem Esel umfiel und in einem Gebüsch landete. Birgit und Melli fielen aus der Kutsche, Birgit war am Folgetag kaum wieder zu erkennen – ein angeschwollenes Gesicht, diverse Blessuren und viele blaue Flecken auf der einen Körperseite. Melli hatte nur Prellungen. Dem Esel war nichts passiert. Am Folgetag machten Olaf und ich ein Krankenbesuch bei Birgit und der direkt neben Birgits Anwesen lebenden Melli. Nochmal gut gegangen. Besonders erleichtert war ich, als ich den unverletzten Esel sah. Kein Leben auf dem Land ohne Tiere – Melli hat 2 Hunde und Katzen.
Mobile Home
Nachdem das Mobile Home vor einem guten Jahr – ich kann mich in der Zeit täuschen – nicht nur, dass die Uhren hier anders ticken und die Zeit flüssig ist – ich habe ein miserables Zeitgedächtnis – auf der Anhöhe der Quinta landete und es an Wasser und Strom angeschlossen wurde, bekam ich eine Idee von Leben-auf-kleiner-Fläche. Gut vorstellbar, zumal es möglich ist, sich ganzjährig draußen aufzuhalten. Nicht nur, dass die Zeit hier anders läuft als in meinem 1. Zuhause, vieles ist auch spontaner: Der Plan sah eigentlich vor, dass ich heute das erste mal Mirja treffe. Vor Kurzem fragte Kathi, ob ich mit an den Strand möchte, Surfbretter wären dabei. Planänderung: Mirja einsammeln und dann zu Strand. Bis später, ich werden an diesen Post anschließen. Einige Stunden später. Vom Surfen/Strand und Kaffetrinken mit Mirja in Sagres zurück. Es geht mit Bildern vom Mobile Home weiter. Auf seinen gut 20 qm gibt es 2 Schlafzimmer, 1 Duschbad, 1 Toilette und ein „Wohnzimmer“ mit Küchenzeile.
Von der „Terrasse“ des Mobile Home hat man wunderbare Perspektiven.
Der Weg vom Hauptgebäude der Quinta den Berg hoch zum Mobile Home führ an einer Pferdkoppel vorbei.
Seifenkistenrennen
An einem Sonntag fand in Odiáxere das Seifenkistenrennen statt. Mir war gar nicht klar, dass in verschiedenen Ländern solche Rennen stattfinden, selbst in Deutschland gibt es diverse Vereine und Meisterschaften. Die halbe Ortschaft war auf den Beinen und jubelte den Kindern und den Erwachsenen in ihren vorbeiflitzenden Kisten zu.
Windkraftanlagen
Gelegentlich muss man mit dem PKW auf einer Strecke warten oder weit rechts heranfahren, da dann Schwerkrafttransporte mit Teilen von Windkraftanlagen unterwegs sind. Die Fahrer müssen ihre sehr lange Fracht stellenweise durch sehr enge Stellen manövrieren. Dann ist hinter dem Transporter ein Mann mit einer Fernbedienung unterwegs, mit der er das Segelblatt zentimeterweise horizontal oder vertikal bewegen kann. Neben Solarfeldern gibt es hier viele Windkraftanlagen.
Chillen
Wie bereits angedeutet gibt es meist viel zu tun oder wir machen gemeinsame Ausflüge wie zum Seifenkistenrennen oder zum Surfen. Gelegentlich habe ich Zeit für mich. Morgens genieße ich die Zeit ab 7 Uhr, wenn ich bei Sonnenaufgang auf der Terrasse sitze, selten bin ich mal in der Hängematte. Entspannung ist es für mich auch, meditativ den Garten zu harken. Ab und zu bin ich alleine mit Hugo Azul unterwegs.
Ab und zu komme ich zur Quinta zurück und alle Vögel sind ausgeflogen. Dann ist es schon möglich, dass man auf ausgerissene Schweine trifft (vovorletzter Aufenthalt) oder eine Katze hat im Appartement von Olaf den Schwank geöffnet, um Leas Hundefutter zu fressen, oder die Schweine haben beim Auslauf unbemerkt den Futtercontainer geöffnet und sich über das Futter hergemacht. Naja – dann halt wieder aufräumen und dabei über die frechen Viecher grinsen.
Auf meinen eigenen Touren zieht es mich immer wieder ans Wasser, Stände gibt es genug. Strandbilder gab es auch schon unzählige Male in meinen Portugalblogs, egal – ich genieße es immer wieder sehr, am Wasser zu sein.
Strände und Wasser
Manchmal gibt es auch Hundeausflüge an den Strand. Sie lieben den Strand.
Hunde
Für jeden hundeliebenden Menschen muss die Quinta einfach ein Paradies sein. Ohne die Hunde wäre die Quinta nicht die Quinta. Sie begrüßen mich morgens ab 8 Uhr einer nach dem oder der anderen, sie legen sich in mein Bett, Charlie verbringt die Nächte regelmäßig bei mir, öfter liege ich irgendwo mit irgendeinem Hund kuschelnd herum. Und sie verteidigen kläffend die Quinta.
Sobald die Sonne aufgegangen ist und ich bereits auf der Terrasse sitze, kommt Lea regelmäßig aus dem Appartement, geht erst mal pinkeln, um dann erst mal 15 Minuten in der Sonne zu Chillen. Immer an der gleichen Stelle.
Babsi ist jung. Junge Hunde zerstören gerne Gegenstände, die Mensch gerne behalten möchte. Immer wieder schleppt Babsi Wäsche herum, auch Schuhe mag sie gerne, weswegen keine Schuhe mehr auf dem Boden stehen dürfen und vor Kurzem klaute sie ein kleines Bodyboard. Na ok – sie macht sich gut als Surferin, doch abbeißen soll man kein Stück davon. Was Meik noch nicht weiß: Er kaufte sich beim letzten Aufenthalt hier ein schönes großes Bodyboard und ließ es hier. Das Board gibt es nicht mehr – Babsi hat es aufgefressen. Na ok, sie hat es nicht ganz verspeist, ab total zerbissen.
Lea ließ mich eine Nacht schlecht schlafen. Olaf nimmt Lea ab und zu mit auf irgendwelche Pferdetouren. Bei einer Tour hüpfte sie von Olaf unbemerkt auf einer Koppel aus dem Wagen. Olaf fuhr weiter ohne zu merken, dass Lea nicht im Wagen war – sie ging gerade nach ihrer Flucht spazieren. Später kam er auf die Quinta „Lea ist weg“. Lea hat ein Halsband mit einem Marke mit Olafs Telefonnummer darauf. Doch niemand rief an. Lea war über Nacht weg. Ich stellte mir vor, dass sie draußen schlafen muss und war in Sorge um die kleine Maus. Am Folgetag ließ mir das immer noch andauernde Fehlen von Lea keine Ruhe, ich fragte Olaf nach den Orten, hatte einen dabei im Verdacht, der 20 km von der Quinta entfernt ist. Dort fuhr ich zuerst hin. Ich lief herum, rief immer wieder nach Lea, schaute überall nach ihr. Nach 5 Minuten fragten mich Portugiesen, die in einem Garten in der Nähe am Arbeiten waren, wonach ich suche. Sie sprachen zum Glück Englisch und erzählten, dass ein kleiner Hund vor mehreren Stunden unter dem und dem Baum – ein Mann führte mich in die Nähe – saß, der Hund würde vermutlich nach Wasser suchen. Ich bedankte mich. lief los und rief nach Lea. „Schon schräg“ dachte ich mir. Da sehen sie einen kleinen Hund in einer menschenleeren Umgebung, der nicht wie ein wildlebender Hund aussieht und sie kümmern sich nicht weiter um den Hund, sondern arbeiten im Garten weiter. Schließlich sah ich Lea – 20 Meter von mir entfernt auf einem Sandweg sitzen. Als sie mich erkannte, rannte sie los. Ich gab ihr zunächst Wasser, sie trank gierig, ich küsste sie immer wieder und war sehr froh, sie lebendig bei mir zu haben. Hier das Lea-Rettungs-Selfie:
Jajajajaja – das sind Katzenfüsse.
Nathan, der sweete Kanadier
Auch wenn es hier schon sehr katholisch ist. Auf den „Homo-Medien“ sind auch hier Kerle unterwegs, einige Einheimische und mehr noch Touristen. So traf ich Nathan erst virtuell und dann einige Tage später real. Beim Aufeinandertreffen dachte ich nur „och – ganz ansehnlich“. Wir liefen etwas herum und dann nahm ich ihn für 2 Stunden zum Chillen auf die Quinta mit, holte mir vorher dafür die Erlaubnis von Olaf. Nathan ist Kanadier, lebt seit einem Jahr in Bordeaux und ist dort nach seiner eigenen Promotion als Chemiker für viele Studenten und Forschung an der Uni tätig. Irgendwie ist der akademische Betrieb an guten Unis überall gleich: Sie arbeiten sehr viel für Geld, was nicht mit Gehältern in der freien Wirtschaft vergleichbar ist. Er arbeitet immer mindestens 60 h / Woche, kommt auch mal erst um 2 Uhr Nachts aus dem Labor raus. Kein Wunder, dass er auch an seinem dritten Urlaubstag, etwas angespannt wirkte. Nein – er war nicht meinetwegen angespannt, da war er eher freudig erregt. Schon schräg, sich nach 30 Minuten Bekanntschaft auf der Autofahrt mehrfach wechselseitig zu sagen, wie attraktiv man seinen Gegenüber findet hahahahaha. Paar Tage später war er an dem gleichen Strand, an dem wir surfen waren, er kam kurz vorbei.
Das war es erst Mal. Es ist inzwischen nach Null Uhr. Milde Temperaturen, totale Stille, nur Gezirpe und selten irgendwo Hundegebell. Ich bin müde. Nach 2 recht faulen Tagen hat Olaf morgen ab 10 Uhr einiges mit mir an Arbeit vor. Ich werde vermutlich noch einmal kurz vor Abschluss dieser Auszeit posten.
Ach, ich muss morgen daran denken, Kathi noch einmal nach dem ihr bekannten guten Tätowierer zu fragen. Ich habe vor einigen Tagen die spontan Idee gehabt, mit hier etwas tätowieren zu lassen. Ich weiß genau was und ich weiß genau wo. Und zum Friseur möchte ich die Tage auch noch. Und zum Strand, zum Surfen, Hundekuscheln. Pferdestreicheln. Nathan kann ich nicht mehr treffen, er war mit Freunden nur 1 Woche hier, ist heute geflogen. Naja, Bordeaux ist vielleicht auch ganz schön.
Gute Nacht.
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